Fehmarn Rund 2012 Ohlala

Seit 50 Jahren um die Insel

von Hanne Schäfer

 

Ob ich immer bei der Fehmarn Rund dabei war oder wann dann doch  nicht, kann ich nicht mehr erinnern, aber das erste Mal, das erinnere ich genau: Es war 1962, ich war 13 Jahre jung und ich durfte  bei meinem Bruder Hans-Otto Göttsch auf seinem Drachen „TOHA“ als Ballast mitsegeln. Die Yachten waren alle unter 10 Meter und aus Holz und viel Trimmen konnte man auch nicht. Wir hatten 7 Windstärken und segelten mit Spinnaker los. An der West (heute 2) knickte das Masttopp 1 Meter ab. Der Spi musste eh geborgen werden aber wir konnten nicht mehr reffen, wie geplant. So hingen wir alle bäuchlings außerhalb der Kante, ich vorne an den Wanten. So pflügten wir durch das raue Wasser, mehr unter als über Wasser, bis Puttgarden, wo das Schicksal uns dann ereilte: Der Mast kam ganz runter! Er  brach 1 Meter über Deck ab und kippte nach Lee weg. Gott sei Dank gab es keinen Personenschaden.

Wir konnten alles an Deck ziehen und wurden dann von der begleitenden WSP mit für uns zu schneller Fahrt durch die raue See in den Nothafen Puttgarden eingeschleppt. Hier saßen wir nun in der Kajüte bis zu den Knien im Wasser und aßen erst mal unsere trocken verpackten Stullen und ich konnte meine Tränen der Erleichterung nicht mehr halten. Von allen gestarteten Yachten kam nur eine ins Ziel: Die „Colin“ von Rolli Köhler. Alle anderen mussten wegen Schäden oder Überforderung aufgeben. Leicht hätte hier meine junge Liebe zum Segeln (vorher durfte ich schon mal auf dem Piraten mit) zu Ende sein können. Doch die Aussage meines Bruders : „Was uns nicht umbringt macht uns nur härter“, hat für mich keine Alternative zugelassen. Doch immer mit großem Respekt vor der Natur, Seemannschaft und der Einsicht manchmal der Natur nachzugeben. Seither bin ich auf vielen verschiedenen Yachten aller Größen mit vielen verschiedenen Menschen Jahr um Jahr um die Insel gedüst.

Das neumodische, technische  und trickige Regattasegeln mit allerhand Schickimicki habe ich dann ab 1985 durch meinen Mann Fred dazugelernt. 

 

Seit dem Jahr 2000 segle ich nun mit der Frauencrew auf der „OHLALA“. Es bringt mir riesig Spaß und der diesjährige Sieg bei der Fehmarn Rund war eine große Freude, denn noch nie war es uns vergönnt bei der SVH vorne mitzumischen, im Gegensatz zur Burger Fehmarn Rund. Diesmal haben wir wohl vieles richtig gemacht und auch Glück gehabt. Es fing mit dem Unterwasserschiff waschen im Hafen an. Ca .40 Yachten  waren im 1.Start und 16 Yachten in unserer Gruppe. Beim Start war großes Gewühle in Luv und in Lee. Wir entschieden uns für die Mitte und konnten total frei mit Spi das Feld anführen. Nur die unheimlich wirkende schwarze Brenta aus dem 2.Start zog vor der Brücke an uns vorbei. Der Blick zurück war gigantisch: 87 Yachten, die meisten mit Spinnaker! Unter der Brücke den Spinnaker geborgen und mit G I immer schön neben dem Fahrwasser - außerhalb des Stroms - bis zur Ost gesegelt.

Spinnakerbereit -aber erst nach der Hälfte zur Staberhuk-O gesetzt, weil der Wind zunächst für uns zu spitz schien. Vor uns immer noch nur die Brenta. Weiter unter Spi nach Puttgarden. Die „Peter Pan" und die „Celestine“ im Nacken. Hier fielen dann auch die „Großen“ wie die Hornissen in Luv und Lee über uns her.

Vor Westermarkelsdorf konnten wir schon die Schweinereien auf der Westseite erkennen. Also mit Spinnaker so hoch wie es ging unter Land, so kamen wir dann doch  gegen ca.13 Uhr noch problemlos - dann ohne Spi - um die Ecke. Aber dann: Spiegelglatte See und der Wind - der keiner war - von vorn. Die Erfahrung sagte mir: Dicht unter Land. So ging es dann auch Schlag auf Schlag mit  0 und 1 bis 2 Knoten bis Wallnau die Küste hoch. So viele Wenden am Stück haben wir noch nie gefahren. Wir konnten fast an Land steigen, die Nackedeis lenkten uns ab und Schwimmer konnten wir vom Entern nur mit einem Bier abhalten. Die „Fluppe“ haben sie sich bei der nächsten Yacht abgeholt. Die Hälfte der Yachten fuhren parallel weit draußen und bewegten sich für uns gesehen auch nicht großartig. Die ersten Yachten gaben auf. An Bord wurde auch schon gemeutert. Man wollte Sekt für die Nerven haben. Da wegen der Konzentration Alkoholverbot bestand gab es hierfür aber keine Chance. Gott sei Dank sah man es dann auch vor uns kräuseln – es geht los,  der versprochene Wind kommt und für uns von der richtigen Seite. Draußen lagen sie noch platt. Ab ca.16:30 konnten wir mit 5 – 6 Knoten  die Tonne vorm Ferienzentrum anhalten. Hinter uns musste schon gekreuzt werden. Um ca. 18:15 Uhr liefen wir durch das Ziel. Unser größter „Feind“ im Ostsee-Cup, die „Celestine“ im sicherem Abstand hinter uns und auch die „Peter Pan“, die lange Zeit sehr hartnäckig war, dahinter. Sorgen machte uns nur noch der Drachen von Heiner, dem wir 4 Punkte vergüten müssen. Aber auch hier reichte der Vorsprung aus. Ich habe mich sehr gefreut und ich glaube, dass ich mein 50. Jahr der Fehmarn Rund auch nicht so schnell vergessen werde.

Der Start zur Fehmarnrund in Bildern von Helmut Baier.