Einhand beim Mittwochssegeln

Mittwoch, 25.5.

Die erste Mittwochsregatta endete in der Flaute. Die Zweite war uns zu viel Wind. Nummer drei war Dienst angesagt. Nummer vier...mein Sohn winkt ab. Hat was vor. Cousine Gudrun, hat was vor. Ehefrau, ist unmotiviert. Carsten tigert am Hafen rum. Was machst Du. Drei Windstärken, laue Luft, schönstes Wetter. Entschluss. Ich fahre es allein. Allein bei Drei aus NW, das ist ja nun keine Heldentat, das wirste wohl schaffen. 
Hin zum Meldetresen. Schreib mich auf. Gute Fee 104. Solo 107. Ohne Spi 110. Ohne Genua, ich besitze keine. 111. Trommel über Deck. 112. Na, das ist nicht schlecht. Echter Formelschinder, so ein Soloprojekt. "19:06:25" das ist 'ne Startzeit zum sich erfreuen. Ich mach die Fee klar und fahr früh raus, so gegen halb sieben.
 Den Autohelm pack ich mir auf Standby in die Plicht, man weiss ja nie. Haben ist besser als brauchen. Aber ich brauchte ihn nicht.
 Das Starten wird die erste Hürde. Ich überlege mir, wie es am Besten geht. Mit der Atomuhr App auf'm Smartfone, Dank an Sören von der Classix, dadurch hab ich eine schöne, deutliche und genaue Uhr im Cockpit liegen. Das geht, denk ich. Die kannste gut sehen. Und o Wunder, ich komm ganz gut weg. Elf Sekunden zu spät, das geht ja, da haben andere schon ganz andere Verspätungen hingelegt. 
Erster Schenkel. Ich bin mit YS 112 erstes Boot auf Kurs. Also zunächst ist man vorn, das wird sich ändern. Aber zunächst ist man vorn und also ungestört, schönes Gefühl. Die Fee läuft gefühlt ganz gut, auch ohne Genua. Sie mag eigentlich etwas Wind, ist leicht untertakelt, aber mit 3,6 t auch nicht allzu schwer, das fährt auch schon bei Drei. Die Ost passiert, Kreuz zur Nord. Carsten, sag ich mir, fahr nun nicht soviele Wenden, das macht Dich langsam allein. Möglichst immer geradeaus. Nur, die Nord ist ohne Wenden nicht zu kriegen. Meine alte Schwäche, und kein Holger, kein Thomas erheben das mahnende Wort. Ich wende gern zu früh. Heute auch. Die Nord zu halten wird anstrengend. Aber dann eben piel draufzu und kurzen Aufschiesser, es klappt, Fee treibt rum, nichts touchee. 
Hoch zur Zwei. Carsten, guck immer nach vorn. Nicht nach hinten, nur nach vorn und zu den Wollfäden. Und erfühl das Ruder. Wenn es läuft, ist das Gefühl definiert, wenn nicht, schwammig. Es läuft ganz gut. Erstaunlich gut. An der Zwei bin ich immer noch Erster. Trotz einiger Spis achteraus. Klar erster sogar.
 Der tödliche Schenkel. Zur Tonne vor der Brücke wäre es platt vorm Laken. Was einhand ohne Spi tödlich ist. Ich hab mir darüber schon zuvor Gedanken gemacht. Du fährst zum Struckkamper Turm. Da halsen. Dann zur Tonne. Fock muss mitziehen. Mit etwas Glück wird er unter Fehmarn nördlicher drehen und man kann noch etwas tiefer ziehen. So der Plan. 
Ist Strom? Ja, wenig, westsetzend. Man sieht es am Wellenbild. Und auf der GPS app des Smartfones auch. Fahrt durchs Wasser ist ungleich über Grund....Oben unter der Insel ist kein Strom mehr, nur in der tiefen Rinne. Passt. An der Tonne komme ich  zeitgleich mit Granat und etwas vor Torsten an. Beide unter Spi. Ok, das ging ja noch ganz gut. Jetzt ist Schluss mit Spikursen. 
Kreuz zur Grünen zurück. Mir fehlt ohne Genua und bei dem Leichtwind vorn etwas Power. Und das Dichtholen misslingt auch einmal, vertüdele mich mit Schot und Kurbel. Durst. Selter trinken. Steuern, konzentriere Dich, vorne, nicht hinten, vorne ist das, wo Du hin musst. Die Kreuz geht dann doch recht erfolgreich zu Ende. Zwar ist Torsten auch vorbei, aber zu den Booten vor mir ist Rufabstand, nach hinten immer noch grosse Lücke. 
Der letzte Schenkel. Home run. Leichter Schrick, voll und bei. Fee fährt jetzt über 6 kn. Weder Carölchen noch Granat entschwinden. Chrischi baut sich drohend hinten auf. Jan mit der Xperiment auch. Jan kann man abwehren, denk ich, Chrischi nicht. Der ist einfach zu gross! Was tun? Fahr tiefer, dann fährt er nicht so eng vorbei und stört nicht so, sag ich mir. Und mit Glück fängt Granat da vorn mit ihm noch das Geluve an und Du bist am Ende der Lachende. Schluck Selter. Zigarette an. Das doofe Feuerzeug will nicht, aber mit etwas Geduld....Letzte Bahnmarke. Chrischi ist vorn. Dann Torsten, denn Granat hat geluvt, ich dicht hinter den Maentels. Noch einmal dicht holen, alles einstellen, fahren lassen. Keine Schlenker, nur geradeaus zum Ziel. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten heisst Gerade. Nummer vier. Jan kriegt mich nicht mehr. 
Ich bin zufrieden. Es war schön, und einhand macht auch irgendwie Spass. Keiner redet einem drein. Viel Platz im Cockpit. Nur mit der Versorgung ist es etwas mau. Eine halbe Selter, mehr war nicht.....Carsten Sauerberg